Samstag, 7. Januar 2017

Einige Lawinenereignisse, Rissbildungen und Setzungsgeräusche bestätigen die zum Teil hohe Störanfälligkeit kürzlich gebildeter Triebschneepakete

Nicht ganz überraschend sind gestern am 06.01. bei zum Teil prachtvollem Wetter einige Lawinen von Wintersportlern ausgelöst worden. Zum Glück gingen alle Ereignisse unseres Wissens glimpflich aus.

So wurden gestern im Variantenbereich des Skigebiets Hochzillertal unterhalb des Hüttenkogels / Marchkopfs beim Wedelexpresses gleich zwei Schneebrettlawinen gemeldet. Da bei einem dieser Lawinenabgänge nicht sicher war, ob es Verschüttete gab, musste eine Suchaktion eingeleitet werden.

Interessanterweise wurde das im letzten Blogeintrag von uns veröffentlichte und am 03.01. erstellte Schneeprofil von den Tuxer Alpen im Nahbereich des Lawinenabgangs erstellt und repräsentiert sehr gut die auch dort vorgefundene Situation wieder. Es handelte sich um ein kombiniertes Trieb- und Altschneeproblem!

Lawinenabgang im schattigen Gelände unterhalb des Hüttenkogels – Wedelexpresses (Foto: 06.01.2017)

…während der Suche nach möglichen Verschütteten (Foto: 06.01.2017)

Meldungen über weitere Lawinenabgänge, bei denen eine Suchaktion gestartet wurde, gingen auch aus Fieberbrunn im Bereich Reckmoos Nord sowie aus dem Arlberggebiet im Bereich der Schindlerhänge ein. Übrigens wurde am Vortag, dem 05.01., ebenso aus dem Arlberggebiet eine Teilverschüttung bei einem Schneebrettabgang im Bereich des Schöngrabens gemeldet.

Lawinenabgang Schindlerhänge im Arlberggebiet: Triebschneeproblem. Als Schwachschicht diente laut örtlicher Information eines Experten der im letzten Blogeintrag erwähnte Neuschnee vom 02.01. auf den 03.01. Die Lawine wurde im extrem steilen Gelände ausgelöst. (Foto: 06.01.2017)

Fernauslösung unterhalb des Sonntagsköpfls in den Tuxer Alpen. Im Vordergrund erkennt man den markanten Windeinfluss. O-Hang  (Foto: 06.01.2017)

Neben den Lawinenabgängen werden uns derzeit auch besonders viele Informationen über Setzungsgeräusche und Rissbildungen in der Schneedecke gemeldet.

Wenn man genau hinschaut erkennt man ca. an der Schatten-Lichtgrenze einen Riss an der Schneeoberfläche. Ein Setzungsgeräusch ist diesem Riss vorangegangen. Das Gelände ist flach genug, dass keine Lawine abgegangen ist. Am Weg zur Grafennspitze in den Tuxer Alpen (Foto: 06.01.2017).

Was sonst noch auffällt ist der zumindest oberhalb der Waldgrenze überall massive Windeinfluss der vergangenen Tage. Abgeblasene Bereiche wechseln häufig mit tief eingewehten Bereichen ab.

Das Bild vom Hafelekar ist insofern interessant, als es sich um eines der neuschneereichsten Gebiete handelte. Umso mehr Neuschnee lag im Bereich der rechts vom Bild gelegenen, windgeschützten Seegrube… (Foto: 06.01.2017)

Schneeverfrachtungen in den südlichen Ötztaler Alpen. Triebschnee lagert auf sehr kaltem Neuschnee. Triebschneepakete sind deshalb besonders leicht zu stören. (Foto: 06.01.2017)

Der kälteste Tag des bisherigen Winters liegt zwar hinter uns, dennoch bleibt es kalt.

Der bisher kälteste Tag der Wintersaison. Vergleichbar kalt war es laut ZAMG-Wetterdienststelle nur während einer langen Kälteperiode im Februar 2012.

Aufgrund der Wetterprognose sind das keine guten Vorzeichen für die kommenden Tage! Es soll neuerlich ab den Nachtstunden zum Teil intensiv schneien (Schwerpunkt Nordalpen und Unterland). Gepaart ist dieser Schneefall von Wind, der über Verfrachtungsstärke liegt und morgen am 08.01. noch an Stärke zulegen wird. Neuer Triebschnee ist die Folge! Die Erfahrung zeigt, dass sehr kalter Neuschnee, der von Triebschnee überlagert wird, immer besonders leicht zu stören ist.

Deshalb: Unerfahrene Personen sollten während der kommenden Tage möglichst auf den gesicherten Pisten bleiben! Erfahrenen Personen raten wir, Triebschneeansammlungen im Steilgelände weiterhin konsequent auszuweichen.

Die besten Tourenmöglichkeiten findet man derzeit eher unterhalb der Waldgrenze in den neuschneereichen Regionen, dort wo der Untergrund aus Wiesenflächen besteht, wo es nicht zu steil ist und nur wenig Wind im Spiel war.